Interviews
Jan Hartwig kritisiert Klöckner wegen Fleisch-Politik
MÜNCHEN. Drei-Sterne-Koch Jan Hartwig hat in der Diskussion über die Fleischwirtschaft klar Stellung bezogen und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöcker (CDU) als „untragbar“ bezeichnet. In den vergangenen Tagen hatte Hartwig bereits mehrere kritische Postings auf seinen Social Media-Kanälen gepostet und dabei die Ministerin markiert. Darin forderte er, dass angesichts der Corona-Infektionszahlen in Schlachthöfen endlich Schluss sein müsse „mit der Ausbeutung von Mensch und Tier!. Wir brauchen keine Doppelmoral, sondern ein ehrliches Bekenntnis für Verantwortung und mehr Tierwohl.“ In vorhergehenden Postings bezog er den Begriff Doppelmoral auch auf den Auftritt von Sternekoch Johann Lafer mit der CDU-Politikerin bei BILD, bei dem mit Produkten einer Supermarkt-Kette ein 3-Gang-Menü für drei Personen für 25 Euro gekocht wurde. Diesen kritisierte der Küchenchef des Ateliers im Bayerischen Hof als „heuchlerisch“. Seine Kommentare dazu in der Timeline der Ministerin waren gelöscht worden, wie Jan Hartwig weiter kritisierte.
Heute untermauerte er seine Position in Interviews mit Münchener Tageszeitungen. „Seitdem ich das auf Instagram angemerkt habe, lässt sie neuerdings sogar meine völlig normalen, sachlichen Fragen auf ihrem Profil löschen. Für eine Politikerin einer normalen Volkspartei wie der CDU ist das meiner Meinung nach schon armselig“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. In der Abendzeitung führte er dazu weiter aus: „ich bekomme so viel Resonanz auf Facebook und Instagram nach dem Motto: Endlich ist da mal einer, der seine Bekanntheit und seine Reichweite für etwas Positives nutzt. Und dann nichts. Eine Frechheit." Bei der Aktion mit Johann Lafer ist nach seiner Ansicht mit „minderwertigen Produkten“ gekocht worden, dabei sei erzählt worden, etwas Gutes zu tun. „So jemand in der Politik ist in dieser Position meiner Ansicht nach untragbar. Für mich gehört die Frau sofort abgewählt“. „Unsäglich“ sei zudem die Millionen-Investitionen des Tönnies-Konzerns in einen Schlachthof in China.
Darüber hinaus forderte Jan Hartwig eine bessere Aufklärung der Verbraucher. Auf dem Gebiet müsse die Politik in Deutschland aktiv werden, ebenso bei der Kennzeichnung von Produkten. So würden nicht geschützte Begriffe wie Weiderinder Assoziationen wecken, die mit den tatsächlichen Haltungsbedingungen vielerorts nichts zu tun haben: Mit Weidehaltung würden „grüne Wiesen“ verbunden, „in Wahrheit stehen die Tiere irgendwo dicht an dicht in sogenannten Feed Slots im Dreck und werden schnell hochgemästet mit Kraftfutter, das sie gar nicht vertragen“, so Jan Hartwig in der Abendzeitung. In dem Interview mit der SZ sprach er zudem die Rolle der Verbraucher an. „Ohne Nachfrage kein Angebot, ohne Angebot keine Nachfrage. Es ist zu kurz gedacht zu sagen: Die Politik ist schuld oder die Lebensmittelindustrie. Letztlich ist der Verbraucher schon gefordert, sein Konsumverhalten zu überdenken. Da geht es mit dem Respekt für das Tier los. Wenn aber die Konsequenz ist, für weniger Fleisch sehr viel mehr Geld zu bezahlen, dann ist das leider auch etwas sehr Undeutsches.“
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