Statement
Horvath: Fine Dining könnte kurz vor dem Aussterben stehen
BERLIN. Nach der Ankündigung der Restaurants Ernst und Lode & Stijn, ihre Lokale zu schließen und der Diskussion über die Zukunft von Fine Dining in Deutschland mit der Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Speisen in der Gastronomie weisen die Betreiber des Zwei-Sterne-Restaurants Horvath, Sebastian und Jeannine Frank auf den Ernst der Lage hin: "Noch nie haben uns die Entwicklungen der letzten Monate so viele Sorgen bereitet wie heute", heißt es in ihren Social Media Kanälen verbreiteten Statement. "Wir befürchten, dass dies erst der Anfang sein könnte und die Vielfalt der Gastronomie in akuter Gefahr ist" und "Wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, dass das Fine-Dining, wie wir es kennen, kurz vor dem Aussterben stehen könnte."
Für die Horvath-Macher stellt sich die Frage, warum einzigartige Konzept sich nicht mehr in nachhaltige und ökonomisch tragbare Geschäftsmodelle übersetzen lassen. "Viele von uns spüren den Druck eines starken Rückgangs und/oder Schwankungen der Gästezahlen seit Jahresbeginn." Die Menschen seien wegen der aktuellen Lage "verständlicherweise" zurückhaltender mit Besuchen von Fine-Dining-Restuarants. Auf der einen Seite seien aus der Gastronomie Fachkräfte abgewandert, die Lohn-, Einkaufs-, Energie und Betriebskosten gestiegen, auf der anderen Seite herrsche eine "niedrige Akzeptanzschwelle für Preiserhöhungen" infolge des Kaufkraftverlusts. "Vor diesem Hintergrund fällt es immer schwerer ein nachhaltiges und wirtschaftlich gesundes Unternehmen zu führen, ohne Investoren im Rücken", heist es im Statement. Diese Aussagen verbinden Sebastian und Jeannine Frank mit der Debatte um das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie für Speisen. Sollte die so kommen, seien Preiserhöhungen unvermeidlich. Die Folge wäre aber, das noch weniger Menschen bereit seien, mehr als 200 Euro für ein Abendessen in einem Fine-Dining-Restaurant auzugeben. Sie sehen darin einen Teufelskreis. Umso wichtiger, so ihr Wunsch, sei die Entscheidung der Gäste darüber, wo sie ihr Geld ausgeben. Die Spitzengastronomie sei aber mehr denn je dazu aufgerufen, zu reflektieren und selbstkritisch mit getroffenen Entscheidungen umzugehen. Das Horvath stelle sich unter anderem regelmäßig die Fragen, ob die Angebote zeitgemäß seien, Mitarbeitende gut und wertschätzend behandelt würden, ob das Menü die Gäste zu sehr fordere. Aber man wolle trotz aller Aufs und Abs nicht "aufs sichere Pferd" setzen und an Individualität und Bedeutung verlieren. Daher sei es künftig "elementar wichtig" flexibel und dynamisch zu bleiben". Das Horvath wünscht sich auch in Zukunft eigensinnige, spannende und mutige Konzepte. Die Branche muss attraktiv für Beschäftigte sein und gleichzeitig aufgeschlossene und neugierige Gäste haben.
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