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Hotel of the month September 2015

arrow left Residenz Heinz Winkler, Residenz Heinz Winkler, Aschau, Germany arrow right

 
Hotel: Residenz Heinz Winkler
Address: Kirchplatz 1, 83229 Aschau
Cuisine: Klassisch
FAX: +49 (8052) 179966

Eine lange und spannende Geschichte spult sich ab, bis zur Residenz in Aschau i. Chiemgau. Die Fadenenden laufen in Winklers herrlichem Haus zusammen.

Ob es das Spiegelei der älteren Schwester war, mit dem sie den kleinen Bub zum Geburtstag überraschte oder der Teller goldgelber Butter bei reichen Bauern, das Thema Essen ist zeitlebens ein großes bei Heinz Winkler. Verständlich, wenn man aus einer Südtiroler Bergbauernfamilie mit 11 Kindern kommt, als Jüngster früh sehen muss, wo man bleibt.
Die Mutter ist durch einen Kugelblitz auf der Alm ums Leben gekommen. Während der Marende, einer nachmittäglichen Jause, da ist er drei. Immer hat der Vater gekocht, neben seiner harten Arbeit. Suppen, Knödel und Mus. Mus, Knödel und Suppen. Die mühsam erzeugten Produkte werden verkauft im Austausch für die anderen Lebensnotwendigkeiten. Als der Bub den Vater einmal nach dessen heimlichen Berufswünschen fragt, respektvoll förmlich wie es der Brauch im Grödner Tal war: Was werd`s Ös geworden? Antwortet der, Koch!
Eine lange und spannende Geschichte spult sich ab, bis zur Residenz in Aschau i. Chiemgau. Die Fadenenden laufen in Winklers herrlichem Haus zusammen. Immer wieder gab es Knoten und verwirrte Stränge, aber zielstrebig ging Heinz Winkler weiter und weiter, wie der Straßenkehrer in Endes Buch Momo: Nie sich von der vorliegenden Strecke abschrecken lassen, Stück für Stück fegen. Beim Kochen ist es nicht anders. Löffel für Löffel probieren. Und wieder abschmecken.

Gelernt hat er 1965 im Hotel Laurin in Bozen. Mit 16 Jahren - ihm dauert es zu lange, bis er sein Können beweisen darf - schleicht er sich um 4 Uhr morgens in die Küche, kocht dank seines fotografischen Gedächtnisses alle Tagesgerichte allein und präsentiert sie stolz um Neun. Seine Lehr- und Wanderjahre führen ihn in die angrenzenden europäischen Länder, er arbeitet  bei Bocuse, er übernimmt 1978-1991 von Witzigmann das Tantris. Drei Sterne als jüngster Koch, erster italienischer Drei-Sterne-Koch. Er befreit Mallorca von seiner abwertend diskriminierenden Fessel „Putzfraueninsel“, indem er das Tristan als Geschäftsführer leitet. Mit der Eintrittskarte Winkler trauen sich auch die Verweigerer, eine wunderschöne Insel zu entdecken.
Dem gläubigen Winkler ist klar, dass ihn eine Fügung nach Aschau brachte. Auf dem Weg zu einem anderen Objekt entdeckte er das ehemalige Hotel zur Post, eine angesehene Tafernwirtschaft, mit allen Privilegien von Schloss Aschau ausgestattet, 1405 erstmalig erwähnt. Klack. Sein Damaskus. Ihm scheint, als hätte er vor Jahrhunderten dort gelebt. Das Anwesen zwar abgewirtschaftet, seit drei Jahren verlassen. Sein Elan, seine Lust, Einmaliges zu schaffen auf dem Boden des Gewachsenen,  treibt ihn, er baut seine Residenz auf den Grundmauern der alten Stallungen auf. Die weiß-roten Klappläden als passendes Zitat zum Schloss.
Heinz Winkler ist heimgekommen. Hotel kann jeder. Residenz ist mehr: Amtssitz eines weltlichen oder geistlichen Würdenträgers (der Pfarrer gleich nebenan in der Kirche „Zur Darstellung des Herrn“ heißt auch Winkler!) oder ein Ort, an dem man ruhig wird. Davon ist Winkler noch weit entfernt, aber er hat den Platz gefunden. Und er ist Gastgeber, lässt die Menschen teilhaben, die sich einlassen auf eine gepflegte,  individuelle Auszeit.

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Das Haus bietet alles, was zur Erholung gehört:
Das engagierte Hotelfachpersonal, 80 Angestellte, betreuen die Gäste aus 33 Zimmern und eleganten Suiten. Im Gartensalon, mit Blick zum Kampenwandmassiv beim kulinarischen Frühstück, im Wintergarten oder auf der Dachterrasse den Tag bei Alpenglühen verklingen lassen. Der kleine, aber feine Wellnessbereich, Vital Resort, bietet Verwöhnbehandlungen oder beruhigt das schlechte Gewissen.     

Eine Sterneküche par excellence, ohne modisch- originelle Verirrungen. Seit 3 Jahren leitet nun Heinz Winklers Sohn Alexander den Service im Herzstück des Hauses, dem venezianischen Restaurant. Vater und Sohn steigern sich gemeinsam mit Küchenchef Steffen Mezger im Crescendo von Gang zu Gang, und machen so jeden Gast glücklich.
Ob die Entenleber mit grünem Apfel und Amarettini oder der Steinbutt mit Estragon und Senfkörner bis hin zum Kalbsrücken mit Pfifferlingen und Trüffelsauce, alles sind Winklersche Klassiker aber modern von seinem Team kreiert und umgesetzt. Da darf der Radicchio mit Fourme d‘Ambert oder das Finale die Dessertvariation à la Residenz nicht fehlen. Gänzlich ohne Druck auf die Wampen, die im bekannten Schüttelreim den Salontirolern einen Aufstieg in die nahegelegene Kampenwand scherz- und schmerzhaft verwehrt. Denn Winkler hat einen neuen Gourmetstil kreiert: Seine Cuisine Vitale, eine Philosophie, die Wellness und Kulinarik verbindet durch leichte Küche, gekrönt von Kräutern und Blüten. Einzigartig auf der Welt, so rühmt ihn Relais & Chateau.
Die Aufzählung seiner Auszeichnungen, Medaillen würde den Rahmen sprengen, das Bundesverdienstkreuz am Band für die Verdienste um Wiederbelebung einer seinerzeit bedeutenden „vollkommenen“ Wirtschaft  ist ein Ritterschlag für einen Mann, der weiß, was er will und das große Ganze nie aus den Augen verlor. Suppen, Knödel, Mus der Kindheit sind die Basis für die  wunderbarsten Consommés, Saucen und Mousses, in die man sich hinein knien möchte. Unser Glück ist, dass der Sohn den Traum des Vaters verwirklicht hat. 

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